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Schadstoffe im Tee

Schadstoffe im Tee können eine besorgniserregende Angelegenheit sein, da sie die Qualität und Sicherheit des Tees beeinträchtigen können. Von Pestiziden und Schwermetallen bis hin zu Rückständen von Umweltverschmutzung sind Schadstoffe potenzielle Kontaminanten, die beim Teekonsum vermieden werden sollten.

Dass Tee nicht nur belebend, sondern auch gut für den Körper ist, hat man bereits als Kind gelernt. Spätestens, wenn die Eltern bei einer Erkältung oder Magenschmerzen Kräutertees gekocht haben, war klar: Tee ist gesund. Somit hat sich eingebürgert, dass bei Magen-Darm-Beschwerden, Grippe, innerlicher Unruhe oder Schlafstörungen auf Tees mit entsprechenden Wirkstoffen zurückgegriffen wird, um den Körper zu unterstützen. Die Wirkung hat sich immerhin bewährt: Kamillentee lindert Bauchschmerzen, Salbeitee Halsschmerzen und verschiedene Baldrianmischungen helfen gegen Stress. Aber leider nicht nur: Bereits im Jahr 2013 lösten Teesorten eine Welle der Empörung in den Medien aus.

Schadstoffe im Tee

Schadstoffe im Tee ©iStockphoto/Михаил Руденко

Das BfR warnte schon im Juli 2013 vor Schadstoffen

Im Rahmen einer Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung wurden 211 Stichproben verschiedener, handelsüblicher Teesorten aus dem Supermarkt auf Pestizide und Schadstoffe getestet. Darunter auch solche, die üblicherweise für Babys als unbedenklich galten und von Müttern demnach auch ohne Bedenken gekauft wurden. Bei der Studie zum Thema „Bestimmung von Pyrrolizidinalkaloiden in Lebens- und Futtermitteln“ ging es darum, den sogenannten PA-Wert zu überprüfen. PA steht für Pyrrolizidinalkaloide – eine ganze Reihe von Schadstoffen, die von Pflanzen produziert werden, um sich vor Fressfeinden zu schützen.
Ungünstig und eher suboptimal: In nahezu jeder Teesorte wurden Schadstoffe gefunden, die sich bei Tierversuchen bereits als krebserregend erwiesen haben. Insbesondere auf die Leber kann sich ein regelmäßiger Konsum der gleichen Teesorte gleichbleibender Marke toxisch auswirken.

Genauer unter die Lupe genommen wurden vor allem die, als so gesund bekannten Kräutertees. Fenchel-, Kamille-, Pfefferminze-, Brennessel- und Melissentee sind nur einige Beispiele. Auch schwarze und grüne Teesorten wurden untersucht. Allerdings weist das BfR selbst darauf hin, dass hier zu wenige Proben genommen wurden, um ein sicheres Ergebnis liefern zu können. Die gefundene Menge der PA-Substanzen wich je nach Probe erheblich voneinander ab. Selbst innerhalb der gleichen Teesorte gleicher Firmen gab es gravierende Unterschiede, wodurch eine klare Aussage nur schwer zu treffen ist. Die Ergebnisse schwankten zwischen 0 und 3,4 Milligramm pro Kilogramm Trockenprodukt. An der Spitze ist die Belastungswahrscheinlichkeit für den Körper allerdings sehr hoch.

Aufgrund der wenig repräsentativen Ergebnisse der Studie ist es schwierig, das Risiko abzuschätzen. Allerdings sollte auch nicht mit Kanonen auf Spatzen geschossen werden! Erst bei übermäßigem Konsum, der sich auf über fünf Beutel Tee am Tag beläuft, ist die Menge der aufgenommenen Schadstoffe bedenklich.
Dennoch sollten Schwangere oder Stillende sowie Kinder oder besonders anfällige Menschen darauf achten, sich nicht zu sehr auf eine Teesorte gleichbleibender Firma zu beschränken. Wer fast nur Tee trinkt, sollte darauf achten, zumindest in der Sorte zu variieren. Von ausschließlichem Teekonsum rät BfR-Präsident Professor Andreas Hensel ab. Besser wäre es, Tee abwechselnd mit anderen Getränken zu konsumieren. So kann einer einseitigen Belastung vorgebeugt werden. Panik ist daher eher unangebracht. Gesund ist ohnehin alles nur in Maßen, so auch Tee. Wer sich daran hält und häufiger für Abwechslung sorgt, muss ich keine Sorgen um seine Gesundheit machen.

Auch Bio-Teesorten betroffen

Das ZDF-Verbrauchermagazins WISO führte im ersten Quartal diesen Jahres einen erneuten Test unterschiedlicher Teesorten durch. Dabei wurden stichprobenartig 15 Kamillen- und 15 Fencheltees getestet. Dabei handelte es sich nicht nur um Proben aus normalen Supermärkten, sondern von verschiedenen Anlaufstellen. So wurden neben Teesorten aus Discountern auch welche aus Apotheken und Drogerien auf PA-Substanzen getestet.

Entgegen der Studie des BfR wurden in Fencheltees keinerlei Pyrrolizidinalkaloide gefunden. Dahingegen waren 10 von 15 der Kamillentee-Stichproben mit PA-Substanzen belastet. Besonders ärgerlich, wo gerade Kamillentee gerne als Allround-Heilmittel angepriesen wird!

Und noch ärgerlicher: Trotz dessen, dass die Langzeitfolgen der Schadstoffe auf den Organismus bekannt sind, gibt es keinerlei Grenzwerte. Auch hohe PA-Dosierungen in Teesorten führen nicht dazu, dass sie vom Markt genommen werden. Viel erschreckender ist jedoch, dass nicht nur handelsübliche Teesorten betroffen sind, sondern auch Bio-Tees. Unter den drei Kamillenteesorten mit der höchsten Belastungsrate fanden sich zwei Bioprodukte. Für viele ein schockierendes Ergebnis, obwohl es bei genauerer Betrachtung als nur logisch erscheint: Bei Pyrrolizidinalkaloiden handelt es sich nicht um von außen zugeführte Pestizide, sondern um sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe. Schädlich sind zudem nicht die PA selbst, sondern deren Abbaustoffe.

Schadstoffe im Tee

Schadstoffe im Tee ©iStockphoto/pxel66

Herstellerbefragung und Forderungen der Verbraucherzentrale

Schon das BfR forderte die Hersteller dazu auf, ihre Produkte eigenständig auf den Belastungsgrad zu überprüfen, da sie selbst für die Qualität ihrer Ware verantwortlich sind. Einige Hersteller reagierten mit Stellungnahmen, die auf den jeweiligen Webseiten nachzulesen sind. Die Verbraucherzentrale in NRW hat explizit bei Herstellern von Baby- und Still-Tees nachgefragt, die sich nun des Problems annehmen wollen. Angekündigt wurden neben den üblichen Qualitätskontrollen nun auch zusätzliche Testläufe, die sich auf die PA-Belastung beziehen. Geplant ist es, das neu entwickelte Verfahren des BfR dafür nutzbar zu machen. Auch der Teeverband in Hamburg versprach, umgehend Maßnahmen einzuleiten, um die Menge der fraglichen Stoffe zu minimieren. Die Geschäftsführerin des Deutschen Teeverbandes Dr. Monika Beutgern führte aber gleich hinzu, dass sich erste Ergebnisse erst bei der nächsten Ernte auswerten ließen. Vor Ende 2014 könne demnach mit keiner sicheren Aussage gerechnet werden.

Bereits in der Vergangenheit bemühten sich einige Lieferanten darum, die Menge der PA-Substanzen in ihren Teesorten möglichst gering zu halten. Allerdings ist auch hier wieder das Problem, dass es keine festgelegten Richtwerte gibt, an denen sich die Hersteller orientieren konnten.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) tut sich derzeit schwer, einen tolerierbaren Grenzwert festzulegen. Die Forderungen der Verbraucherzentrale sind daher nur schwer umzusetzen. Was sich hingegen realisieren lässt, sind direkte Eingangskontrollen eingeführter Ware durch die Hersteller sowie eine nachträgliche Prüfung der Fertigprodukte. Die Lebensmittelüberwachungsbehörde sollte zudem regelmäßige Tests durchführen, um schädliche Tendenzen rechtzeitig erkennen zu können. Für den Verbraucher an sich gilt allerdings weiterhin, dass übermäßige Sorge unbegründet ist. Panik macht tendenziell eher krank, als zwei Tassen Tee am Tag!

Alternativen zu Fertig-Tees

Wer jedoch weiterhin Bedenken hat, weiterhin fertige Teemischungen aus dem Handel zu kaufen, aber eigentlich nicht darauf verzichten möchte, kann entsprechende Pflanzen auch selbst anbauen. So kann persönlich darauf geachtet werden, die Belastung für die Pflanzen möglichst gering zu halten. Der Vorteil: Selbst aufgebrühter Tee schmeckt meist besser als Fertigmischungen aus dem Supermarkt. Allerdings kann natürlich auch hier nicht sicher davon ausgegangen werden, dass die Pflanzen unbelastet von dem eigens produzierten Schadstoff sind. Viel einfacher ist es, sich die Ergebnisse genauer anzuschauen und auf die Sorten zurückzugreifen, bei denen keine PA-Substanzen gefunden wurden. Im Zweifelsfall: Einfach bei den Herstellern selbst nachfragen!

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