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Earl Grey – Der berühmteste Tee der Welt

Die Teesorte Earl Grey wird in Europa am meisten gekauft. Hergestellt wird sie aus Schwarzem Tee, dem etwas aromatisches Öl der Bergamotte hinzugefügt wird. Earl Grey war jener Britische Premierminister, der 1830 diese Teesorte wegen eines Zufalls entdeckte.

Earl Grey

Earl Grey ©iStockphoto/Almaje

Eine Tee-Geschichte

Es gab einmal einen chinesischen Kaiser mit Namen Shen-Nung. Dieser hatte die Gewohnheit, ausschließlich abgekochtes Wasser zu trinken. Als der Kaiser eines schönen Tages unter einem Teebaum saß, begab es sich, dass ein Teeblatt durch einen heftigen Windstoß zufällig in seinen heißen Wasserbecher gepustet wurde. Shen-Nung bemerkte sogleich die geschmackliche Verbesserung sowie eine belebende und erfrischende Wirkung. Dies war die Geburtsstunde des Tees, denn von nun an ließ sich Shen-Nung das Wasser nur noch mit Teebaumblättern servieren.

Es handelte sich damals um den Teebaum Camellia sinensis, der der Gattung der Kamelien angehört. Das sind immergrüne Sträucher beziehungsweise Bäume, deren Wuchshöhen bei ungefähr neun Metern enden. Diese Pflanzen sind die Grundlage aller Schwarzen und Grünen Tees. Der Unterschied in der Farbe ist lediglich eine Folge der Art der Verarbeitung der Teeblätter, wobei der Oxidationsprozess die entscheidende Rolle spielt.

Erst sehr viel später im Jahre 1610 brachte die Niederländisch-Ostindische Kompanie den Grüntee erstmalig nach Holland. Diese Firma verfügte übrigens über das Monopol dafür, mit asiatischen Ländern Handel treiben zu dürfen. Erst um 1650 herum kam der Tee in ostfriesischen Häfen an, wo sich schnell eine besondere Teekultur entwickelte, die dort noch heute Bestand hat. Es sollte ungefähr weitere 200 Jahre dauern, bis auch endlich Schwarzer Tee den Seeweg nach Europa fand.

Gerade dieser stark durchfermentierte Tee konnte so lange Transportwege, ohne Schaden zu nehmen, überstehen. Außerdem ließ sich der Schwarze Tee sehr gut lagern. Das war auch der Grund dafür, dass der Schwarze Tee den Grünen Tee vom europäischen Markt weitestgehend verdrängt hat. Zu den heute wichtigsten Teeanbauländern, die Schwarzen Tee herstellen, gehören vor allem Indien mit Sri Lanka, aber durchaus einige afrikanische und südamerikanische Länder. In Japan wird traditionell ausschließlich Grüntee produziert. In China liegt der Schwerpunkt ebenfalls auf Grünem Tee, während die Chinesen den Schwarzen Tee stets als Roten Tee bezeichnen.

Seine heilige Majestät der Zufall

Auch um Earl Grey selbst, der dieser aromatischen Teemischung ihren Namen gab, ranken sich einige amüsante Geschichten, von denen wir hier in aller Kürze einen Auszug geben möchten.

Wer war Earl Grey?

Noch heute leben die Nachfahren von Sir Charles Grey (1764 – 1845) in der englischen Grafschaft Northumberland. Seinen Adelstitel Earl (entspricht dem deutschen Graf) erhielt Charles Grey 1806 wegen seiner Verdienste als britischer Heerführer. Danach folgte eine steile politische Karriere, wie es für englische Adlige geradezu üblich war. Im Jahre 1833 hob er als britischer Premierminister das Handelsmonopol der East India Company auf. In der Folge dieser erheblichen Lockerung des Handels zwischen England und China stürzten die Teepreise geradezu ins Bodenlose, sodass endlich normale Bürger in den Genuss dieses Getränks kamen. Zuweilen können auch Engländer dankbar sein, in diesem Fall damit, dass sie eine Teesorte nach diesem braven Mann benannten. Aber warum sollte es gerade dieser Tee mit dem Aroma der Bergamotte sein?

Legenden um den weltweit berühmtesten Tee

Earl Grey rettete im Zuge einer Seenot den Sprössling eines einflussreichen chinesischen Mandarins. Dieser zeigte sich sehr dankbar und schenkte Earl Grey nicht einfach nur ein Päckchen des aromatischen schwarzen Tees, sondern damit zugleich dessen Geheimrezept. Seit längerer Zeit wird Earl Grey Tee übrigens nicht mehr allein aus chinesischen Teesorten hergestellt, sondern bevorzugt sogar aus indischen Sorten, wozu wir in diesem Zusammenhang explizit auch Sri Lanka (bis 1972 Ceylon) zählen.

Heute ist der indische Subkontinent der Hauptproduzent für Schwarztee, was bei den Indern Begehrlichkeiten im Hinblick auf den Ursprung des Tees mit dem berühmten Namen Earl Grey weckte. Daher kursiert noch die Geschichte von der Rettung des Sohnes eines indischen Radschas durch den Premierminister Earl Grey vor einem Angriff durch einen Tiger. Der Dank bestand auch hier aus einem üppigen Tee-Geschenk.

Ungeachtet des chinesisch-indischen Konkurrenzkampfes um die Gunst des Earl Grey Tees bahnte weit entfernt eine andere pragmatische Geschichte ihren Weg, denn 1833 reiste der britische Premierminister mit einem Schiff von China nach England. Wie sollte es auch anders sein, war das Schiff massenhaft mit Schwarztee beladen. Ein weiterer Teil der Schiffsladung bestand zufällig aus Bergamottöl. Dann kam es zu einem schweren Sturm, das Schiff schlingerte stark und gesamte Ladung wirbelte unter Deck durcheinander. Ein wesentlicher Anteil des Tees wurde dabei mit Bergamottöl geradezu durchtränkt, was vermeintlich einen großen wirtschaftlichen Schaden darstellte.

Dies wollte Earl Grey nicht so einfach akzeptieren und testete zunächst einmal, ob der verölte Tee tatsächlich unbedingt entsorgt werden muss. Vielleicht ließe sich ja diese Ladung noch weit unter Preis irgendwie verhökern? Aber dann entfaltete sich da dieser hervorragende Earl Gray Geschmack, was alle seine Bekannten und Freunde überzeugt bestätigten. Sofort verbreitete sich die Kunde von dem Tee mit dem besonderen Extra wie ein Lauffeuer.

Bergamottöl als besondere Zutat

Noch heute wird der charakteristische Zitrus-Geschmack dem Tee ganz gezielt durch ein Bergamotte-Aroma zugeführt. Bergamottöl ist ein ätherisches Öl, das aus den süditalienischen Bergamotte-Früchten durch Auspressung ihrer Schalen gewonnen wird. Allerdings sind die Schalen nicht sehr ergiebig. Für nur einen Liter Bergamottöl werden immerhin circa 200 Kilogramm Früchte benötigt. Daher werden die Früchte in Kalabrien gezielt ausschließlich für diese Ölproduktion angebaut, im Sinne von Obst sind sie völlig bedeutungslos. Die Zitrusfrucht Bergamotte erhielt ihren Namen wegen der Ähnlichkeit mit einer Birnenart, die ebenfalls als Bergamotte bezeichnet wird. Dies erklärt auch den Irrglauben, dass einstmals eine Ladung vermatschter Birnen zu jener Geschmacksnote des Earl Grey Tees geführt hatte.

Wann ein Tee tatsächlich ein echter guter Earl Grey Tee ist, darüber scheiden sich zuweilen die Geister. Fakt ist aber, dass ein Earl Grey Tee aus verschiedenen Schwarzteesorten zusammengemischt sein darf, wobei das Bergamottöl oder Bergamotte-Aroma aus natürlichen Früchten hergestellt worden sein muss. Richtige Teekenner wissen, dass sich nur ein puristischer Tee Earl Grey nennen darf. In diesem Sinne braucht Earl Grey eine exzellente Schwarzteebasis sowie ein intensives Bergamotte-Aroma, das aus natürlichem Bergamottöl gewonnen wurde.

Earl Grey und seine Lady

Es ist übrigens durchaus interessant, dass Earl Grey Tee bevorzugt von Männern gekauft wird. Frauen haben offensichtlich einen anderen Geschmack, wie Mary Elizabeth Grey unter Beweis stellte. Die Ehefrau von Earl Grey modifizierte die Teemischung in ihrer eigenen Art und im Ergebnis entstand die Teesorte Lady Grey. Im Prinzip fanden die Damen Earl Grey Tee ja nicht so schlecht, aber es fehlte ihnen noch das gewisse Extra. Auf diese Weise kamen die auffällig blauen Malvenblüten ins Spiel, die den englischen Klassiker um die Note weiblicher Verspieltheit bereicherten. Hinzu gesellten sich dann noch weitere Lieblingsaromen jener vornehmen Edeldame, um alle Träume jeder Genießerin wahr werden zu lassen. Dabei geht es um zarte Rosenblüten, kleinste Zitronenstückchen, rote Ringel- und blaue Kornblumen, die je nach Mischung dem eigentlich herben Tee jene zitronig-blumige Note verleihen. Immerhin darf und soll ein klassischer englischer Frühstückstee etwas belebend wirken.

Zubereitung des Earl Grey Tees

Dass ein guter Tee richtig zubereitet und richtig serviert werden muss, darin sind sich Männer und Frauen trotz ihrer geschmacklichen Differenzen sehr wohl einig. Beim Earl Grey Tee müssen es unbedingt besonders dünnwandige Porzellantassen sein. Die Prozedur beginnt mit einem Teelöffel Teeblätter. Sie werden sodann mit sehr heißem Wasser übergossen, das aber nicht mehr kochen darf. Nach zwei bis vier Minuten entfaltet der Tee sein Aroma geradezu perfekt. Wer den Tee nicht so gern pur trinkt, kann einen Schuss Milch oder auch etwas Zucker hinzugeben.

Welche Wirkung hat Earl Grey Tee?

Die anregende Seite wird durch das im Tee enthaltene Koffein, das auch als Tein bezeichnet wird, ausgelöst. Je nach Teesorte sind immerhin bis zu 4,5 Prozent Koffein enthalten. Dazu darf man sich merken, dass beispielsweise Darjeeling Tee deutlich mehr Koffein enthält als chinesischer Schwarzer Tee. Dies sind die Wirkungen von Koffein:
– Stimulation des Nervensystems
– Erhöhung der Herz- und Pulsfrequenz
– Erweiterung der Blutgefäße
– Anstieg des Blutdrucks

In ihrer Kombination werden diese vier Wirkungen als wachmachend und auch als stimmungsaufhellend empfunden. Seine volle Wirkung entfaltet das Tein erst nach ungefähr einer Stunde, wobei dessen kontinuierlicher Abbau dann mehr als vier Stunden dauern kann. Beim Kaffee geht das alles deutlich schneller. Seine größte Wirkung wird schon nach einer halben Stunde erzielt und nach der vollen Stunde ist schon wieder alles verflogen.

Viele gehen davon aus, dass Schwarztee nur dann anregend wirkt, wenn man ihn höchstens drei Minuten ziehen lässt. Diesen Irrtum möchten wir berichtigen. Das Maß an Koffein wird in erster Linie durch die Teepflanze selbst und deren Verarbeitung bestimmt. Richtig ist allerdings, dass die ebenfalls im Tee enthaltenen Gerbstoffe das Koffein mit der Zeit angreifen und abbauen, das heißt, ein Tee, den man lange ziehen lässt, verliert seine anregende Wirkung, wenngleich er deshalb nicht zum Beruhigungsmittel wird.

Stress mindernde Wirkung

Es ist nun schon gut zehn Jahre her, als Wissenschaftler des Londoner University College nachwiesen, dass Schwarztee dabei helfen kann, Stress beschleunigt abzubauen. Dabei kam das Team um Andrew Steptoe zu dem Ergebnis, dass man sich mit circa vier Tassen Schwarztee pro Tag effektiv vor den schädlichen Folgen durch Alltagsstress schützen kann.

Es gibt ältere Studien, die eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem speziellen Eiweißbausteinen, Polyphenolen und Flavonoiden zuschrieben, die im Schwarzen Tee gehäuft vorkommen. Insofern hat Schwarzer Tee in der Tat einen hohen gesundheitlichen Wert, da Stress in engem Zusammenhang zu vielen chronischen Erkrankungen in Verbindung mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt steht. So senkt Schwarztee zum Beispiel den Blutdruck und vermindert gleichzeitig die Konzentration des Stresshormons Kortisol im Blut.

Earl Grey Tee enthält aufgrund seiner Schwarzteebasis Vitamine, Mineralstoffe, wichtige Spurenelemente, Polyphenole und Flavonoide, wobei die Bergamotte zusätzliche wertvolle Vitamine beiträgt. Wissenschaftliche Studien belegen die folgenden Eigenschaften von Earl Grey Tee:
– Kariesschutz
– Entzündungshemmende und antibakterielle Wirkung
– Stärkung der Blutgefäße
– Antioxidative Wirkung durch Bindung freier Radikale
– Schutz der Magenschleimhaut
– Linderung von Allergiebereitschaft

Balsam für Magen und Darm

Schon sehr lange wird Schwarzer Tee als Hausmittel gegen viele Magen-Darm-Erkrankungen wie Durchfall erfolgreich eingesetzt. Zu solchen therapeutischen Zwecken sollte der Tee allerdings ganz gezielt länger als drei Minuten ziehen, damit die Gerbstoffe ihre gesunde, beruhigende und auch schmerzlindernde Wirkung entfalten können.

Darüber hinaus schützt Schwarzer Tee die Zähne vor Karies, die Prostata vor Krebs und sogar die Beschädigung der DNA wird durch seine Antioxidantien verhindert. Zwar geht es jedem Teeliebhaber in erster Linie um Genuss, dennoch kann es nicht schaden, zu wissen, dass dieser Genuss zugleich ein positiver Beitrag für die Gesundheit ist, was normalerweise nicht gerade eine typische Eigenschaft von Genüssen ist.

Mehr zu indischen Getränken finden Sie hier unter Indische Getränke

Anbau und Anbaugebiete

Die verschiedenen Teesorten werden nach ihren Anbaugebieten benannt. Die Region Darjeeling befindet sich zum Beispiel im Nordosten Indien, Ceylon ist der frühere Name von Sri Lanka, Assam liegt in Nordindien. Earl Grey Tee wird meistens aus verschiedenen Sorten Schwarztee hergestellt und je nach der Qualität dieser Tees kann sein Geschmack durchaus unterschiedlich ausfallen. Die größten Anbaugebiete sind:
– Darjeeling (Indien)
– Dooars (Indien)
– Assam (Indien)
– Ceylon (Sri Lanka)

Die reinen Teesorten Camellia sinensis assamica und Camellia sinensis sinensis werden heute zunehmend durch sogenannte Hybride (Mischungen) verdrängt, denn es gibt mittlerweile riesige Teeanbaugebiete in Afrika, Australien, Amerika und sogar in Europa, hier insbesondere in der Türkei und auf den Azoren. Das bedeutet eine hohe Diversität der Klimazonen, was sich natürlich auf die Qualität und den Geschmack dieser vielen Teesorten auswirkt. Weinkenner wissen, dass das Klima im Verein mit dem Boden und der Erntezeit ganz entscheidend für die Qualität und den Geschmack eines Produkts sind.

Für Teepflanzen sind tropische bis subtropische Klimaverhältnisse, nährstoffreiche Böden, viel Niederschlag und eine optimale Höhenlage wichtige Voraussetzungen. Gerade Letztere bestimmt das Aroma des Schwarzen Tees. So sind es insbesondere die Südhänge des Himalaja-Gebirges im Nordosten Indiens, die zweifelsohne die weltweit wertvollsten Teesorten hervorbringen. Hier findet der Anbau von Schwarztee bis in Höhen von mehr als 2.000 Metern über dem Meeresspiegel statt und genau von dort kommt der Tee mit dem absolut besten Geschmack.

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