Der Tee in der Kolonialzeit
In diesem Artikel geht es um den Tee in der Kolonialzeit. Ab 1610 treffen holländische Handelsschiffe der Ostindiengesellschaft regelmäßig mit japanischem Grünen Tee (Sencha) an Bord in Amsterdam ein. Der Seeweg von Japan über den holländischen Handelsstützpunkt in Batavia (das heutige Jakarta) war damals aber sehr lang, so dass die gelieferte Qualität in den Monaten auf See ziemlich litt und der entstandene Geschmack der Verbreitung vermutlich eher abträglich war.
In Frankreich ist Tee seit 1636 bekannt, deutsche Apotheken führten den Tee nachweislich seit mindestens 1657, um 1720 existierte in Ostfriesland bereits ein umfangreicher Teehandel.
Der im japanischen Firando ansässige Vertreter der um 1600 gegründeten britischen Ostindiengesellschaft erwähnt Tee zum ersten Mal Im Jahr 1615, trotzdem tauchte Tee auf der britischen Insel erst um 1670 belegbar auf. Er war zuerst in Apotheken erhältlich, bevor er in den ebenfalls noch recht jungen Kaffeehäusern der Insel als Getränk serviert wurde. Das Londoner „Garway’s Coffee House“ war angeblich das erste, dass seinen Kunden Tee anbot. Von dort verbreitete sich er sich aber schnell weiter – die „britische Teestunde“, der abendliche high tea, gilt übrigens als Erfindung der französischen Ehefrau von Charles II., Katharina von Braganza. Der „afternoon tea“ ist dagegen eine holländische Erfindung und war schon um 1650 beispielsweise in New Amsterdam, dem heutigen New York und den britischen Ostküstenkolonien verbreitet. Erst knappe 200 Jahre später wurde der Nachmittagstee auch im gesamten Britischen Empire populär.
In den nordamerikanischen Kolonien der Briten waren 1773 unter anderem 45 Tonnen Tee, deren willkürlich hoher Einfuhrzoll (drei Pence pro Pfund Tee) und das Teehandelsmonopol der East India Company der Auslöser für den erst langsam und etwas später mit voller Wucht einsetzenden amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Die Ereignisse rund um die „Boston Tea Party“ – einige schlecht als Indianer verkleidete Mitglieder eines Bostoner Gesellschaftsclubs stürmen drei britische Handelsschiffe im Hafen – einte die Kolonisten gegen das britische Mutterland und seine monopolistische Ostindiengesellschaft. Der daraufhin in den Kolonien ausgerufene symbolische Verzicht auf Tee war übrigens nur von kurzer Dauer, schon bald darauf wurde – nicht nur dank flinker holländischer Teeschmuggler – wieder Tee getrunken. Schließlich sollten nur britische Waren boykottiert werden.
Holland war – nicht nur durch den Handel mit den USA, sondern vor allem durch den Schmuggel nach England – bis ungefähr 1840 die größte Teehandelsnation. Eigene Pflanzungen auf Java begannen aber erst 1826. Der Teehandel auf den Weltmeeren wurde anschließend mit der zunehmenden Kolonialisierung von der britischen Ostindiengesellschaft dominiert.
Mit China, dessen Kaiser einzig den Hafen von Kanton als Ausfuhrhafen für Tee zuließ, pflegte die britische „East India Company“ allerdings zunehmend schlechtere Handelsbeziehungen und strebte daher nach einem eigenen Teeanbau. Unter der britischen Kolonialherrschaft wurde deshalb ab 1833 Tee in Indien angepflanzt.
Man wählte für ein Projekt in der Gebirgsregion von Darjeeling den bewährten chinesischen Teestrauch aus. Für die tropischen Gebiete Assams griff man auf den 10 Jahre zuvor dort entdeckten heimischen Assam-Teestrauch zurück. Später wurden dann auch Hybriden aus beiden Arten gezüchtet und vermehrt.
Am 8. Mai 1838 verließ ein Schiff mit den ersten 350 Pfund der geernteten Teeblätter den Hafen von Calcutta, um schließlich am 10. Januar 1839 im Londoner „India House“ verkauft zu werden. Die Teetrinker waren von der neuen Sorte begeistert, die Plantagen wurden weiter ausgebaut.
Etwas später (1867) wurden die ersten Teeplantagen auf Ceylon (das heutige Sri Lanka) eröffnet, deren erster Tee ab 1875 in London gehandelt wurde. Der Teeanbau dort war dabei zuerst nur eine Notlösung, war doch eine Pilzkrankheit über die Kaffeeplantage des Schotten James Taylor hereingebrochen. Mittlerweile findet sich die zweitgrößte Teeanbaufläche der Erde auf Sri Lanka, exportiert werden über 250.000t Tee jedes Jahr.
Außer auf dem Schiffsweg wurde der Tee ab 1750 auch abseits der Seidenstraße über lange Karawanenwege nach Europa und Afrika transportiert. Russland wird dadurch ebenfalls im Teehandel aktiv und versorgte etwa über kleine, wendige Schmugglerschiffe (die Ostfriesen seien an dieser Stelle wieder kurz erwähnt) während der napoleonischen Kontinentalsperre 1806-1814 große Teile Europas.