Die richtige Wassermenge bei Tee
Die Wassermenge bei Tee ist ein entscheidender Faktor, der die Konzentration und den Charakter des aufgebrühten Getränks maßgeblich beeinflusst. Die richtige Balance zwischen Teeblättern und Wasser spielt eine zentrale Rolle bei der Erzielung eines optimalen Geschmacks und Aromas. Die sorgfältige Kontrolle der Wassermenge bei Tee ermöglicht es, den individuellen Vorlieben gerecht zu werden und eine maßgeschneiderte Teeerfahrung zu gestalten.
Eine Tasse oder eine Kanne Tee, ob heiß oder kalt, kann für den richtigen Teetrinker ein unvergleichlicher Genuss sein. Doch um diesen Genuss zu vervollkommnen, steht man häufig vor vielen Fragen. Welche Teesorte wähle ich heute? Wieviel Tee koche ich? Wie heiß darf mein Wasser sein? Wie lange lasse ich den Tee ziehen? Koche ich nur eine Tasse oder gleich eine ganze Kanne?
Doch eine wichtige Frage, die den richtigen Genuss gewährleistet ist, mit wieviel Wasser koche ich meinen Tee auf?
Es ist also nicht nur die Wasserqualität oder die Wassertemperatur, sondern ganz entscheidend die Dosis. Dass die Dosis bei allen Dingen entscheidend ist, stellte bereits der berühmte Arzt, Alchemist, Mystiker und Philosoph Paracelsus fest: „Alle Ding‘ sind Gift und nichts ist ohn‘ Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.“
Wer nicht die richtige Wassermenge bei Tee beim Aufbrühen von Tee verwendet, wird wohl nicht gleich ein gefährliches Gift produzieren, doch er nimmt sich selbst die Möglichkeit auf ein Erlebnis wirklich vollendeten Teegenusses.
Über das Thema der richtigen Zubereitung und damit natürlich auch der richtigen Mengenverhältnisse streiten sich die Anhänger der unzähligen Teesorten eigentlich schon solange es Tee gibt. Und auch wenn es mindestens so viele Ansichten zur richtigen Wassermenge bei Tee gibt, wie Teesorten existieren, gibt es ein paar Grundregeln, die einen lauen Aufguss von ein paar Blättern zu einem edlen Heiß- (oder auch Kalt-)Getränk machen können. Letztendlich muss natürlich jeder Teetrinker für sich selbst entscheiden welche Umstände einen Tee zu seinem persönlichen Lieblings-Tee machen.
Schon die unterschiedlichen Teekulturen unserer Welt machen es schwierig, eindeutige Aussagen zu treffen. Die englischen Ansichten zu diesem Thema unterscheiden sich von den asiatischen. Die asiatischen wiederum untereinander. Von den Gießschulen der wiederum einzelnen Länder und Provinzen völlig zu schweigen.
Zhang Dafu, den man getrost als eine Koryphäe auf diesem Gebiet bezeichnen kann (er war Teemeister während der Qing- oder auch Mandschu-Dynastie im alten China), stellte einmal fest: “Die Qualität einer guten Tasse Tee hängt zu zwanzig Prozent vom verwendeten Tee und zu achtzig Prozent vom Wasser ab.”
Unterschiedliche Teesorten erfordern selbstverständlich unterschiedliche Dosierungen. Ob man diese Dosierung nun beim Wasser oder beim Tee vornimmt ist eigentlich kaum von Bedeutung. Manche bevorzugen immer die gleiche Menge Wasser und verändern die Dosis des zugegebenen Tees, andere experimentieren lieber mit der Wassermenge bei Tee und verwenden immer ähnliche oder gleiche Mengen des Tees.
Allgemein kann gesagt werden, dass schwarzer Tee mehr Wasser braucht als grüner. Und grüner Tee wiederum mehr als weißer Tee. Eine weitere Faustregel ist, dass Broken Tea mehr Wasser beim Brühen verträgt als Blatt-Tee. Ein einflussreicher “false friend” ist der Teelöffel. Wenn beispielsweise der Engländer bei der Dosierung von Tee für eine bestimmte Wassermenge vom “teaspoon” spricht, ist damit keineswegs die deutsche Entsprechung des Teelöffels gemeint! Außerdem ist die Maßeinheit des Teelöffels bei der Herstellung des richtigen Verhältnisses zwischen Wassermenge und Teemenge kaum hilfreich. Das liegt daran, dass beispielsweise ein Teelöffel Broken Tee etwa doppelt so viel wiegt wie Blatt-Tee. Man sollte sich also beim Tee auf das Gewicht und beim verwendeten Wasser auf das Volumen beziehen.
Die entscheidenden Hinweise für die richtige Zubereitung findet man häufig auf der Verpackung des Tees oder als beigelegtes Merkblatt. Sollte dies einmal fehlen, kann man sich natürlich auch an den Teehändler des Vertrauens wenden. Aber auch hier muss man gut abschätzen, ob der Verkäufer einfach nur den höchstmöglichen Gewinn im Auge hat, wenn er möglichst wenig Wasser auf möglichst viel Tee empfiehlt oder ob ihm tatsächlich der genussvolle Konsum des Käufers am Herzen liegt.
Doch Vorsicht! Selbst wenn man sich für das richtige Verhältnis zwischen Tee und Wasser entschieden hat, kann die Dosierung doch noch zunichte gemacht werden. Eine zu kurze oder zu lange Ziehdauer beeinflusst den Geschmack ebenso schwerwiegend. Das kann natürlich auch von der verwendeten Wassermenge entscheidend abhängen, denn eine kleinere Wassermenge kühlt sehr viel schneller ab als eine große. Dadurch verändert sich die Temperatur während der Ziehzeit. Manche Grüntees können tatsächlich mehrmals aufgegossen werden. Hierbei ist die richtige Wassermenge bei den verschiedenen Phasen des Brühens fast schon eine Wissenschaft für sich. Wer denkt, dass er dieselben Teeblätter immer wieder mit der gleichen Menge an Wasser aufgießen kann, wird nicht viel Freude am zweiten und dritten Aufguss haben. Grob gesagt, sollte man von Aufguss zu Aufguss die Menge des verwendeten Wassers circa halbieren um immer wieder einen wirklichen Genießer-Tee zuzubereiten.
Ein guter Indikator für die richtige Wassermenge und die richtige Ziehzeit ist die Färbung des Wassers. Wenn man diese gut beobachtet, erspart man sich oftmals einen unangenehmen Probeschluck. Wenn beispielsweise die verwendete Wassermenge beim Aufguss eines Pu Errh-Tees ins schwarzbraune umgeschlagen ist, kann dieser gleich in den Ausguss gegossen werden. Die richtige Färbung geht hier eher ins altrosa. Ein-Blatt-Tees sollten gar keine Färbung der verwendeten Wassermenge hervorrufen, sonst werden sie ebenfalls ungenießbar.
Bei der Zubereitung spielen also viele Faktoren eine Rolle. Hier nun eine kleine Übersicht für die empfehlenswerten Mengenverhältnisse verschiedener Teesorten. Diese Übersicht enthält natürlich nur eine Auswahl der bekannteren Sorten und ist eher als eine Auflistung von groben Richtwerten zur Orientierung zu verstehen. Die endgültige Dosierung hängt schlussendlich immer vom Konsumenten selbst ab. So wird in Asien Tee deutlich stärker getrunken, in Europa sind die etwas geringere Dosierungen beliebter. Da der Teegenuss am größten in Gesellschaft ist, beziehen sich die folgenden Zahlen auf größere Wassermengen, der Richtwert ist hier jeweils ein Liter Wasser. Für das Brühen einzelner Tassen verringert man die verwendete Teemenge einfach proportional. So ist für einen Viertelliter auch nur ein Viertel der angegebenen Teemenge angemessen.
Grüner Tee – ein Liter Wasser – 8-12 g Teeblätter
Schwarzer Tee – ein Liter Wasser – 10-15 g
Ostfriesentee – ein Liter Wasser – 18 g
First flush Darjeeling – ein Liter Wasser – 10-12 g
Second Flush Darjeeling – ein Liter Wasser – ebenfalls 10-12 g
Oolong-Tee – ein Liter Wasser – 10-14g
Pu-Erh-Tee – ein Liter Wasser – 10-12g
Rooibusch – ein Liter Wasser – 6-10g
Ayour-Veda-Tees – ein Liter Wasser – 8-10g
Chaj/Chai – ein dreiviertel Liter Wasser + Viertelliter Milch – 10g Schwarztee + Gewürzmischung
Mate – ein Liter Wasser – 10g
Früchtetee – ein Liter Wasser – 15-20g
Als Abschluss unserer Unterweisung bezüglich der richtigen Wassermenge bei der Teezubereitung soll hier noch ein kleiner Exkurs zu George Orwell und seinen Ansichten zu diesem Thema seinen Platz finden.
George Orwell, der Autor der mit Büchern wie Animal Farm und 1984 zu einiger Berühmteit gelangt ist, war ebenso ein begeisterter Teetrinker. Er war sogar so angetan vom Teegenuss, dass er 1946 im Evening Standard ein eigenes Essay zu diesem Thema veröffentlichte. Hier stellt er elf goldene Regeln auf, die er jedem Teetrinker empfiehlt, zu befolgen. Eine dieser Regeln behandelt auch das richtige Verhältnis zwischen Wasser und Tee um die perfekte Tasse Tee zu brühen. Als Freund des starken Tees empfiehlt er sechs gehäufte Teelöffel losen Ceylon-Tee oder jeden anderen indischen Tees auf ein Quart. Umgerechnet also 1,136 Liter kochendes Wasser. Zu der Zeit als Orwell dieses Essay veröffentlichte und seine Regeln aufstellte, war Teegenuss in solchen Maßen eher ein Luxus, und so relativiert Orwell auch seine Aussage. Eine solche Menge Tee zu verwenden, sei natürlich nicht an jedem Tag der Woche, doch wenn man sich wirklich einen guten Tee gönnen möchte, sei dies das ideale Maß. Ob man Orwells Empfehlung folgt, sei jedem selbst überlassen. Doch Freunde von starkem Ceylon-Tee können im allgemeinen mit dieser Handreichung einen sehr guten Tee zubereiten.
Orwell gibt hierzu auch den Hinweis, dass eine Tasse starker Tee immer besser sei als zwanzig Tassen schwacher. Und wer starken Tee (noch) nicht zu schätzen weiß, könne die Dosis einfach von Jahr zu Jahr erhöhen um dann als Pensionär oder Rentner zum Freund eines richtig starken Tees zu werden.
Ob Orwell mit seinen Ansichten nun richtig lag oder nicht und ob seine Dosierungshinweise so viel Jahrzehnte später immer noch ihre Gültigkeit haben, kann jeder Leser für sich selbst entscheiden. Das wichtigste bleibt am Ende immer der eigene Genuss. Und um den zu erreichen brauch es manchmal doch etwas mehr Zeit und Geduld. Denn eine schnell aufgebrühte Tasse im Restaurant aus der man seinen Norm-Teebeutel fischt, wird gegenüber der zu Hause zubereiteten Kanne, die auf vielen Erfahrungswerten beruht, immer verlieren.