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Der Teebeutel

Teebeutel sind eine praktische und beliebte Art, Tee zuzubereiten und in den Genuss verschiedener Aromen zu kommen. Mit ihrer einfachen Handhabung und der Vielfalt an Teesorten bieten Teebeutel eine bequeme Möglichkeit, eine schnelle Tasse Tee zu genießen, ohne dabei auf den Geschmack und die Qualität zu verzichten.

Teebeutel

Teebeutel ©iStockphoto/Mukhina1

Aromatischen wohlschmeckenden Tee zu bereiten ist eine hohe Kunst, die zu beherrschen eine Menge Übung und Erfahrung verlangt und zudem ausreichend Zeit. Das zum Brühen verwendete Wasser und dessen Temperatur spielen ebenso eine Rolle wie die Zeit zum Ziehen des Tees. Und nicht weniger wichtig ist die Menge Tee, die man verwendet und wie man den Tee aufbewahrt. Auch für das Abgießen des fertigen Tees in die Servierkanne haben erfahrene Teetrinker die verschiedensten Techniken entwickelt. Das gilt schließlich auch fürs Trinken. Ob ein typischer ostfriesischer Tee mit Kluntje und Sahne, ein britischer Five o’clock tea mit Milch oder ein milder grüner Tee – Tee stilgerecht zu trinken, das ist über Jahrhunderte gepflegte Kultur.

Doch die wird immer mehr infrage gestellt durch ein gerade einmal 42 x 60 Millimeter messendes Säckchen aus ganz speziellem Filterpapier – den Teebeutel. Mit einer beispiellosen Karriere hat er sich inzwischen weltweit verbreitet und es geschafft, binnen weniger Jahrzehnte die über viele Jahrhunderte bestehende Kultur der Teebereitung zu revolutionieren. Denn er hat es möglich gemacht, wo immer man möchte, minutenschnell und ohne besondere Fachkenntnisse einen duftenden Tee zuzubereiten, vorausgesetzt man hat ein Trinkgefäß und heißes Wasser zur Hand.

Tee für jedermann – aber alles andere als preiswert

Tee, über Jahrhunderte ein Luxusgetränk für die oberen Schichten, ist dank des Teebeutels endgültig zum für breiteste Kreise bezahlbaren Allgemeingut geworden. Und er hat es möglich gemacht, dass Tee gleich hinter Wasser das beliebteste Getränk auf der Erde werden und diese Position konsequent ausbauen konnte. Denn das Ausgangsprodukt für einen ordentlichen Tee kann man im Beutel vorportioniert für den Gegenwert von ein paar Cent erwerben. Das bedeutet allerdings nicht, dass Tee im Teebeutel auch besonders preiswert ist. Im Gegenteil. Teebeutel sind die mit Abstand teuerste Art, Tee zu kaufen. Denn neben den wenigen Gramm Tee will auch der Beutel mitsamt seiner Verpackung bezahlt werden. Und der ist, auch wenn er nur aus einigen Quadratzentimetern Spezialpapier besteht, inzwischen ein echtes Hightech-Produkt. Der Weg bis dahin allerdings war lang und dornig und von vielen Enttäuschungen und Fehlschlägen begleitet.

Deutscher Karrierestart vor 100 Jahren

Die Karriere des Teebeutels in Deutschland begann vor exakt 100 Jahren bei dem Dresdener Teehandelshaus Teekanne. Dessen Mitarbeitern waren nämlich Informationen über eine Entwicklung aus den USA zu Ohren gekommen, die heute als Vorläufer des klassischen Teebeutels betrachtet wird, auch wenn deren Zweck ursprünglich nichts mit einer bequemeren Form der Teebereitung zu tun hatte. Denn dem New Yorker Teehändler Thomas Sullivan ging es lediglich darum, die hohen Kosten für die an seine Kunden verschickten Teeproben zu senken. Statt in den bislang üblichen teuren und schweren Blechdosen verpackte er seine Proben ab 1908 deshalb in kleinen leichten Mullsäckchen.

Teefälscher beenden die Karriere

Die allerdings wurden von seinen Kunden offensichtlich nicht nur als Verpackung angesehen. Denn statt die Teeproben aus den Säckchen zu nehmen und auf klassische Weise zuzubereiten, tauchten sie das komplette Säckchen in heißes Wasser und ließen es darin ziehen. Und damit war, wenn auch völlig ungeplant, der Teebeutel geboren – oder ein wenig genauer, der Teeaufgussbeutel. Und der hatte alle Chancen, umgehend zu einer Erfolgsgeschichte zu werden. Doch schon nach wenigen Jahren geriet er in Verruf. Denn geldgierige Teefälscher streckten den Tee in den kleinen Säckchen mit minderwertigen Kräutern und Teeabfällen und schon bald galt Tee in Beuteln grundsätzlich als minderwertig. Damit war die Karriere des ersten Teebeutels beendet, bevor sie so richtig begonnen hatte.

Teebeutel

Teebeutel ©iStockphoto/winterling

Die „Teebombe“ als zweite Chance

Doch bei Teekanne in Dresden erhielt der Teebeutel eine zweite Chance. Denn als die Firma den Auftrag erhielt, die deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs mit Tee zu versorgen, erinnerte man sich der Mullbeutel von Sullivan und verpackte gemahlenen Tee vermischt mit Zucker portionsweise in kleine Mullsäckchen. Diese von Hand gefertigten „Teebomben“ waren zwar ausgesprochen praktisch, aber leider nicht ohne Fehler. Denn der verwendete Mull hatte nicht nur einen störenden Eigengeschmack, sondern absorbierte auch einen Teil der Teearomen und machte den Tee flach und fade. Und wenn die Beutel feucht wurden, dann rochen sie statt nach aromatischem Tee eher wie feuchte Socken. Die aus ihnen gebraute muffige Brühe hatte mit Tee oft nicht mehr gemein als die braune Farbe und war eine Zumutung statt Genuss. So war es kein Wunder, dass die Produktion der „Teebomben“ mit Kriegsende eingestellt wurde. Damit hatte der Teebeutel auch seine zweite Chance verspielt.

Auf die zweite Chance folgt die dritte

Doch er sollte eine dritte Chance erhalten. In den USA waren zum Ende der Zwanziger sogenannte Einkammer-Teebeutel aus geschmacksneutralen Spezialpapieren entwickelt worden. Um die zu verschließen, wurde allerdings Leim benutzt. Der aber löste sich beim Aufbrühen der Teebeutel auf und entließ einen für die Geschmacksnerven verwöhnter Teetrinker unangenehmen Nebengeschmack. Kurzum – noch war der Teebeutel nicht perfekt. Aber bei Teekanne war man sicher, dass in ihm ein gewaltiges Entwicklungspotenzial steckte, und nahm die 1918 abgebrochene Fertigung wieder auf – auf eigens vom Teekanne-Mitarbeiter Adolf Rambold entwickelten Teebeutelpackmaschinen.

1928 nahm Teekanne die von Rambold entwickelte Pompadour-Teebeutelpackmaschine in Betrieb, die den Tee in kleine Mullbeutel packte. Ein Jahr später hatte ging ein neuer Typ in Serie, auf dem erstmals Teebeutel aus geschmacksneutralem Spezialpergament befüllt wurden. Und ganz offenbar war das Publikum inzwischen bereit für die praktischen kleinen Teebeutel, deren Verkaufszahlen kontinuierlich stiegen. Noch zwei Jahrzehnte experimentierte Rambold mit den verschiedensten Beutelformen und Materialien. Dann endlich hatte er die Lösung, die den Teebeutel perfekt machte.

1949 – der Teebeutel wird endlich perfekt

Man schrieb das Jahr 1949, als Rambold seine „Constanta-Teepackmaschine“ vorstellte. Und zugleich ließ es sich seinen Zweikammer-Teebeutel patentieren, mit dem der praktische Aufgussbeutel seine im Prinzip bis heute unveränderte Form erhielt. Durch raffinierte Falttechnik musste dieser Beutel nämlich nicht mehr verleimt werden. Und der auf zwei Kammern verteilte Tee wurde endlich optimal vom heißen Wasser umspült, sodass der Tee sein Aroma voll entfalten konnte. Damit waren die wichtigsten gegen den Teebeutel sprechenden Probleme endlich gelöst und der Tee aus dem Beutel wurde dem klassisch gebrühten Tee ebenbürtig. Der Doppelkammer-Teebeutel erwies sich als Erfolgsmodell, das sich mit überraschender Geschwindigkeit durchsetzte und Anerkennung fand.

So gut wie niemand stört sich heute daran, dass die meisten Restaurants als Tee heißes Wasser und einen Teebeutel servieren. Und selbst auf den Frühstücksbuffets anspruchsvoller Hotels präsentiert sich der Tee heute als Auswahl diverser Teebeutel. Wer klassisch in der Kanne gebrühten Tee trinken möchte, findet den meist nur noch in Chinarestaurants, beim Japaner oder Thailänder und in speziellen Teestuben. Und auch die Regale der Lebensmittelhändler und Discounter machen deutlich, das Tee im Beutel das Angebot inzwischen entscheidend prägt. Das gilt insbesondere für die zahlreichen Kräuter-, Früchte- und einfachen Arzneitees, die als loser Tee fast kaum noch angeboten werden.

Rund 40 Prozent werden als Teebeutel verkauft

Ein wenig anders ist die Situation bei den echten Tees, seien sie schwarz, grün oder weiß. Bei ihnen beträgt der Anteil der Teebeutel nach neuesten Zahlen des Deutschen Teeverbands vom Mai 2014 rund 40 Prozent. Der größere Anteil von 60 Prozent wird dagegen weiterhin als loser Tee verkauft. Diese Prozentzahlen gelten übrigens unverändert seit mehr als einem Jahrzehnt. Und vieles spricht dafür, dass sie sich in Zukunft allenfalls geringfügig verändern werden. Die große Vielfalt der oft ganz speziellen Tees, die heute auf dem Markt ist, lässt sich nämlich als Teebeutel schwerlich vermarkten. Denn beim Teebeutel muss man sich angesichts moderner Maschinen, die bis zu 400 Beutel pro Minute produzieren, auf die gängigsten Teesorten beschränken.

Das aber bedeutet, dass anspruchsvolle Teetrinker ihre Lieblingstees nur selten als Teebeutel und weder in Supermärkten noch bei Discountern finden werden. Sie sind die typischen Kunden für die Teefachgeschäfte, die im letzten Jahr noch 17,6 Prozent des Teemarktes bedienten. Und sie werden ihren Tee auch weiterhin auf klassische Art zubereiten, die sie ungeachtet der großen Verbreitung des Teebeutels auch künftig beherrschen müssen. Ja, wenn man so will, sind diese Techniken sogar wichtiger als je zuvor, wenn man die Vielfalt des weltweiten Tee-Angebots auskosten möchte.

Selbst gefüllte Teebeutel für Reise und Urlaub

Aber auch eine geradezu verblüffende Alternative bietet sich an. Auch anspruchsvolle Teetrinker können sich für ihre Lieblingstees inzwischen die einfache Art der Teebereitung mit Teebeuteln nutzbar machen. Denn zahlreiche Hersteller bieten inzwischen leere Teebeutel zum Selberfüllen an. Das eröffnet die Chance, auf Reisen oder im Urlaub ein Wunschsortiment seiner bevorzugten Tees mitzunehmen, ohne dafür gleich eine ganze Teebar einpacken zu müssen. Wie viel Hightech in diesen Teebeuteln zum Selberfüllen steckt, zeigt allein deren Verschlusstechnik. Denn sie werden weder geklebt noch geklammert sondern heiß versiegelt. Möglich macht das eine Kombination aus Naturfasern und thermoplastischen Fasern, die durch den kurzen Druck mit einem warmen Bügeleisen zuverlässig verschweißt werden.

Zugegeben: Der Teebeutel hat die traditionelle Teekultur in weiten Bereichen regelrecht umgekrempelt. Aber es hat sich auch schnell gezeigt, dass sein Potenzial begrenzt ist. Das Ergebnis seines Aufstiegs war zwar hier und da auch spürbare Verdrängung. Doch das Endergebnis ist eine fruchtbare Koexistenz von traditioneller Teekultur und neuen Wegen der unkomplizierten und schnellen Teebereitung, die dem Teegenuss eine Vielzahl neuer Freunde erschlossen hat. Fazit: Mehr Menschen denn je trinken Tee!

Auch die Sammler sind schon da

P.S. Teebeutel und ihre Verpackungen wandern nach dem Gebrauch normalerweise auf den Müll. Aber wie in so vielen Bereichen der Welt haben sich auch in der Teebeutelszene inzwischen die Sammler etabliert. Sie sammeln sowohl die Verpackungen der Teebeutel als auch die kleinen Etiketten an der Schnur der klassischen Teebeutel. Wer einmal bei Colnect hineinschaut, findet dort einen durchaus beachtlichen Online-Katalog zum Thema Teebeutel.

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