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Der Tee in der Neuzeit

Während der Tee in Japan und China bereits seit mehr als tausend Jahren eine wichtige Rolle spielt, haben die Europäer die Vorzüge des aromatischen Heißgetränks erst in der Neuzeit kennen- und schätzen gelernt.

Tee

Tee ©iStockphoto/fermate

Tee gehört neben Kaffee zu den beliebtesten Getränken in Deutschland und wird von Menschen jeden Alters getrunken. Viele Sorten können auch Kinder trinken, denn Tee enthält nur sehr wenige Kalorien und ohne Zugabe von Süßungsmitteln auch keinen Zucker. Eine Teekultur hat sich im 18. und 19. Jahrhundert vor allem in Norddeutschland entwickelt, wahrscheinlich aufgrund der Nähe zu Großbritannien. Die Insel gilt als europäisches Mutterland des Tees, da große Teile Chinas unter britischer Herrschaft standen. Schon bald wurde Tee als eines der wichtigsten Exportgüter nach ganz Europa verschifft und löste eine wahre Tee-Euphorie aus.

Gegen Ende des 19. Jahrhundert entstanden auch in Deutschland erste Teekonzerne, unter anderem das bis heute bekannte Unternehmen „Teekanne“.
Heute ist Tee viel mehr als nur ein Genussmittel. Viele Tees haben eine heilende Wirkung. Je nach Inhaltsstoffen können sie beruhigen, anregend wirken, Schmerzen lindern oder beim Abnehmen helfen. Daher gibt es wohl kaum ein vielseitigeres Getränk in unserer modernen Gesellschaft.

Der Tee und sein Siegeszug in Europa und den USA

1610 wurde erstmals Tee aus Japan nach Europa importiert, zunächst nur nach Amsterdam. In den nächsten 50 Jahren konnten die Holländer ihr Tee-Monopol halten und die anderen europäischen Länder mit Tee versorgen. Erst 1669 begannen auch die Engländer mit dem Tee gute Geschäfte zu machen. Bis 1833 war es die East India Company, die als einziges Unternehmen ihren Landsleuten Tee verkaufte. Der kam nicht nur auf dem Seeweg, sondern auch über Land nach Europa. So bestellte der russische Zar Michael I. in der Mitte des 17. Jahrhunderts 200 Teepakete, die mit einer Kamel-Karawane von der Mongolei über Sibirien und die Wüste Gobi nach Russland transportiert wurde. Der Zar schätzte die Qualität des Tees, denn auf Schiffen transportierter Tee entwickelte durch die Feuchtigkeit häufig einen unangenehmen Beigeschmack und musste stärker gezuckert werden.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts fand der Tee durch englische Emigranten seinen Weg in die neue Welt. Auch in den USA erfüllte er sich bald großer Beliebtheit, vor allem in gehobenen Kreisen. Es wurde zu einem beliebten Ritual, so genannte „Tea Partys“ zu veranstalten. Das Mutterland England machte sich die große Nachfrage nach Tee in den Kolonien zu Nutze und belegte diesen mit hohen Steuern. Es kam zu massiven Protesten von Seiten der Siedler. Die Engländer senkten daraufhin die Steuern, doch das konnte eine Eskalation der Situation nicht mehr verhindern. 1773 warfen verkleidete Freimaurer in Bosten eine ganze Ladung Tee über Bord. Der Vorfall ging als „Boston Tea Party“ in die Geschichte ein und markierte den Beginn des Kampfes um die Unabhängigkeit Amerikas.

Im 19. Jahrhundert machten die Amerikanern den Briten zunehmend Konkurrenz im Hinblick auf den Teeimport. Daher wurden so genannte Teeclipper gebaut. Die schnellen, schlanken Schiffe hatten ein großes Ladevolumen und sorgten dafür, dass noch mehr Tee in kürzerer Zeit europäische Häfen erreichen konnte. Ein großer Vorteil für den Teehandel war die Eröffnung des Suezkanals 1869, da die Strecke so um ganze 7000 Kilometer verkürzt werden konnte. So war es auch Dampfschiffen möglich, künftig Tee nach Europa zu bringen.

Die neuzeitliche Teekultur in England und Deutschland

1662 wurde am englischen Königshof offiziell die sogenannte „Teestunde“ eingeführt. Seitdem gehört der Teegenuss am späten Nachmittag zu einem wichtigen Teil der britischen Kultur. Queen Anne (1665 bis 1714) gilt als einer der ersten prominenten Teeanhänger, denn sie ließ sich das Heißgetränk täglich zum Frühstück servieren.
Ab 1750 eröffneten die ersten Teegärten in Großbritannien. So kamen auch Frauen in den Genuss, in der Öffentlichkeit Tee trinken zu dürfen. Die Kaffeehäuser, die auch Tee anboten, durften sie nicht betreten. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Teesteuer gesenkt, so dass auch weniger wohlhabende Briten sich das begehrte Getränk leisten konnten. Der Tee entwickelte sich zu einem englischen Nationalgetränk. Als „Tea Time“ gilt traditionell die Zeit zwischen 16 und 18 Uhr, denn dann wird der „Afternoon Tea“ serviert. Diesen nehmen traditionsbewusste Briten nicht am Esstisch, sondern gerne an einem speziellen Teetisch im Salon ein. Zum Tee genießen die Engländer kleine Sandwiches, die mit Gurken, Ei oder Schinken belegt sind. Alternativ nehmen sie zum Tee Gebäck zu sich, gerne die traditionellen Scones mit Butter und Marmelade.

Zum Frühstück trinken sie den Early Morning Tea. Dieser wurde früher den Herrschaften in traditionellen Herrenhäusern bevorzugt im Bett serviert.
Briten trinken traditionell kräftigen schwarzen Tee. Teebeuteln können sie nichts abgewinnen und bevorzugen daher lose Teeblätter. Das heiße Wasser wird in eine vorgewärmte Teekanne gefüllt, die genau wie filigrane Tassen und Untertassen zu jedem traditionellen Teeservice gehören. Ihren Tee genießen Briten je nach Geschmack mit Zucker und natürlich mit Milch.

Die klassische Teezeremonie in England läuft nach bestimmten Regeln ab. So darf sich der Gast nicht selbst am Tee bedienen, sondern muss abwarten, bis ihm der Gastgeber erneut einschenkt. Der Teegenuss sollte möglichst würdevoll und leise erfolgen, Löffel, welche die Wand der Teetasse berühren sind genauso verpönt wie Schlürfgeräusche. Der Konsum von Tabakwahren während der Teezeremonie ist nicht gerne gesehen. Der Rauch verträgt sich nicht mit den feinen Aromen des Tees.
In Deutschland hat sich nur in Ostfriesland eine eigene Teekultur entwickelt. Die Ostfriesen konsumieren auch mehr Tee als der der deutsche Durchschnittsbürger und süßen ihren Tee am liebsten mit Kandiszucker. Gegen Endes des 19. Jahrhunderts übernahmen viele Angehörige der höheren Gesellschaftsschichten Teile der englischen Teekultur, vor allem in Norddeutschland. Erst mit dem Ausbruch des 1. Weltkriegs änderte sich die Stimmung. Die Briten galten als Feind der Nation, englische Sitten und Bräuche wurden im deutschen Reich als unpatriotisch abgelehnt.

Moderne Teeproduktion in Deutschland: Das Unternehmen „Teekanne“

Die Firma Teekanne mit Sitz in Düsseldorf und Dresden ist ein Traditionsunternehmen im Hinblick auf die Teeproduktion. Teekanne erfand 1949 den Doppelkammer-Teebeutel. Dieser gilt bis heute als die beste Möglichkeit, Tee schnell und einfach zuzubereiten, ohne dass der Geschmack negativ beeinflusst wird. Dank des durchlässigen Materials der Teebeutel kann das heiße Wasser von allen Seiten eindringen. Das Aroma entfaltet sich auf diese Weise besonders gleichmäßig und für uneingeschränkten Trinkgenuss ist gesorgt.

Die Erfolgsgeschichte der Firma Teekanne begann jedoch bereits im 19. Jahrhundert. 1882 gründete sich das Importunternehmen R. Seelig & Hille in Dresden. Importierte Produkte gewannen in Deutschland eine immer größere Bedeutung und auch die Nachfrage nach Tee stieg immer weiter an. 1888 ließen die Verantwortlichen die Marke „Teekanne“ rechtlich schützen. Zwei Jahre später verkaufte das Unternehmen erstmals gemischten Tee in speziellen Dosen – ein absoluter Verkaufsschlager, wie sich in den nächsten Jahren herausstellen sollte. Die Kunst war, die Qualität der Teemischung auf konstant hohem Niveau zu halten. Das gelang dem Unternehmen und sicherte ihm international eine herausragende Stellung im Wettbewerb um den Teeimport und -vertrieb. 1898 übernahmen Rudolf Anders und Eugen Nisslé den Konzern, der sich seitdem in Familienbesitz befindet. 1913 wurde die Marke „TeeFix“ ins Handelsregister eingetragen, die bis heute zu den beliebtesten Teekanne-Produkten gehört.

Während des ersten Weltkriegs lieferte Teekanne Tee in kleinen Stoffbeuteln, den sogenannten „Teebomben“, an Frontsoldaten. Die Beutel dienten als Vorläufer der modernen Teebeutel, das Material war aber noch zu grob und gab einen unangenehmen Geschmack an das Teewasser ab. 1929 entwickelte Teekanne die weltweit erste Teebeutelpackmaschine. Diese konnte innerhalb einer Minute 35 mit Tee gefüllte Mullsäckchen produzieren. Die Maschine wurde dank einer gut durchdachten Vermarktung an Unternehmen in der ganzen Welt verkauft. 1945 wurden die Produktionsanlagen in Dresden beinahe vollständig zerstört, aber nur ein Jahr später im niederrheinischen Vieren in bescheideneren Dimensionen wieder aufgebaut. 1949 entwickelte Mitinhaber Adolf Rambold eine neue moderne Teepackmaschine. Diese konnte pro Minute 160 Teepäckchen produzieren.

1967 wurde die weltweit größte Teebeutelproduktionsanlage eingeweiht und das Unternehmen Teekanne konnte seine Gewinne noch weiter ausbauen. In den folgenden Jahrzehnten gelang es dem Unternehmen immer wieder, neue Teetrends zu erkennen und innovative Produkte zu entwickeln. So kam 1995 erstmals Grüner Tee in Beutelform auf den Markt. Die Firma Teekanne kann also als eines der erfolgreichsten modernen Unternehmen im Bereich der Teeproduktion bezeichnet werden.

Der Tee und seine Bedeutung für die moderne Gesellschaft

Heute werden weltweit jedes Jahr 3,5 Millionen Tonnen Tee produziert. Nach Wasser ist Tee damit das beliebteste Getränk überhaupt. Doch der Tee soll nicht allein den Durst stillen: In der modernen Gesellschaft gilt Tee als Nahrungsmittel, welches sich auf unterschiedliche Weise positiv auf die Gesundheit auswirken kann.

Schwarzer Tee wirkt belebend und wird von vielen Menschen getrunken, die keinen Kaffee vertragen. Kräutertees eignen sich je nach Zusammensetzung auch zur Vorbeugung und Heilung von Krankheiten. Auf dem Markt gibt es beispielsweise Erkältungstees, Entspannungstees, Beruhigungstees und Tees, die bei Blasen- und Nierenleiden Linderung verschaffen. Spezielle Tees zum Annehmen sollen Giftstoffe aus dem Körper spülen. Ungezuckerten Früchtetee können bereits Kleinkinder bedenkenlos trinken. Es ist daher nicht vermessen zu sagen, dass Tee heute eines der vielseitigsten Getränke überhaupt ist.

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