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Die Ära der Teeklipper

Die Ära der Teeklipper hat lediglich eine vergleichsweise kurze Zeit gedauert. Von der Mitte der 1840er bis zum Ende der 1860er Jahre sorgten die damals wegen ihrer Schnelligkeit und Eleganz bestaunten Teeklipper für Schlagzeilen. Bei Nautikfreunden gelten die Teeklipper heute als der Höhepunkt der Segelschifffahrt; historisch interessierte Teeliebhaber verbinden mit dem Begriff „Tea Clipper“ zumeist einen wichtigen Entwicklungssprung in der Geschichte des Tee-Transports.

Teeklipper

Teeklipper ©iStockphoto/flik47

Historischer Hintergrund der Teeklipper

Mitte des 17. Jahrhunderts hatte der Siegeszug des Tees in England begonnen. Das zunächst wegen seines hohen Preises noch der Oberschicht vorbehaltene Genussgetränk wurde anfangs ausschließlich von Niederländern, die sich das Handelsmonopol mit dem Tee-Hauptexporteur China gesichert hatten, nach Europa verschifft. Ende der 1660er Jahre beteiligten sich aber auch englische Händler an dem lukrativen Geschäft. Die erhöhten Handelsmengen führten zu einer Absenkung der Preise: Tee wurde erschwinglicher, etablierte sich in Folge auch in weniger wohlhabenden Schichten und wurde schließlich in England zum Volksgetränk.

Die englische (seit 1707 britische) Regierung unterstützte die Teehändler entscheidend, indem sie lediglich einheimischen Handelsgesellschaften Tee-Importe gestatteten. Die British East India Company (Britische Ostindien-Kompanie), die de facto die Regierungs- und Kolonialgewalt in Indien besaß, setzte sich schließlich gegenüber anderen Handelsgesellschaften durch und beanspruchte den britischen Asienhandel, zu dem auch der Handel mit China-Tee gehörte, als ihre Domäne.

Die Ostindien-Kompanie transportierte den Tee in „East Indiamen“ („Ostindienfahrer“) genannten Spezialschiffen. Um die Transportkosten zu minimieren, stand vor allem eine möglichst große Ladekapazität im Vordergrund der kaufmännischen Überlegungen der East India Company. Als Ergebnis waren die Ostindienfahrer extrem groß und relativ langsam. Für eine Transportfahrt von England nach China und zurück benötigten die East Indiamen mindestens zwei Jahre. Die Qualität des geladenen Tees auf der Rückfahrt litt häufig unter dieser langen Transportdauer. 1833 entzog China Großbritannien das bis dahin geltende Handelsmonopol mit Europa. Daraufhin forcierte London den Tee-Anbau in den britischen Kolonien Indien und Ceylon. 1834 verlor die East India Company das Tee-Handelsmonopol und 1849 wurde auch das Verbot des Teeimports durch ausländische Schiffe aufgehoben.

Im sich darauf entwickelnden Konkurrenzkampf erlangte rasch der Geschwindigkeits-Aspekt eine wachsende Bedeutung. Handelsgesellschaften, deren Schiffe, möglichst schnell frischen Tee an den britischen Markt bringen konnten, hatten einen erheblichen Wettbewerbsvorteil.

Schnellseglertyp Klipper

Als jetzt verstärkt nachgefragter, für hohe Fahrtgeschwindigkeiten entworfener Schiffstyp empfahl sich der amerikanische Klipper. Der Begriff „Klipper“ („Clipper“) leitet sich vom „to clip“ („schneiden“) ab und weist auf den „die Wellen schneidenden“, bis heute bei Yachten sehr beliebten, weit vorragenden Steven hin. Die Klipper waren durch einen besonders strömungsgünstigen, schlanken Schiffsrumpf, den Verzicht auf die Geschwindigkeit bremsende Aufbauten und eine extrem große Segelfläche charakterisiert. Segelflächen von 3000 qm waren keine Seltenheit (zum Vergleich: Das mit 2000 t vermessende Bundeswehr-Schulschiff „Gorch Fock“ bringt es bei 70 m Länge gerade einmal auf 2000 qm Segelfläche). Erste Klipper-Vorläufer waren ab 1815 von US-Werften gebaut worden. Als erster klassischen Klipper gilt die 1845 vom Stapel gelaufene „Rainbow“, die für die um Kap Hoorn führende Route von Kanton nach New York lediglich 102 Tage benötigte. In der berühmten McKay-Werft in East Boston wurden in den Folgejahren Klipper-Legenden wie die „Flying Cloud“, die „Westward-Ho“, die „Great Republic“ und die „Glory of the Seas“ gebaut.

Tee-Klipper waren zumeist Dreimaster, im Durchschnitt bei 12 m Breite 65 m lang, waren mit 1500 bis 2000 t vermessen und erreichten bis zu 20 Knoten Geschwindigkeit.

Zwei Jahrzehnte lang Tee-Rennen der Teeklipper

Die US-amerikanische „Oriental“ gehörte nach Aufhebung des britischen Importverbots für ausländische Schiffe 1849 zu den ersten Klippern, die Tee von China nach England brachten. Ganze 97 Tage hatte die Fahrt von Hongkong nach London um das Kap der Guten Hoffnung herum gedauert. Jetzt begannen auch britische Tee-Verschiffer, die bis dahin weiterhin die langsamen und zuverlässigen Ostindienfahrer eingesetzt hatten, umzudenken. 1852 forderte ein britischer Reeder mit seinem, den programmatischen Namen „Challenger“ tragenden Klipper den für seine Geschwindigkeit bekannten US-Klipper „Challenge“ zum Wettrennen Kanton-London auf. Dieses erste Tee-Rennen erregte enorme Aufmerksamkeit in der britischen Öffentlichkeit. Wer auf die „Challenger“ gewettet hatte, konnte sich freuen: Mit 112 Tagen war die Britin zwei Tage schneller als die US-Konkurrentin. Bis 1855 hatten sich die Briten mit ihren schnelleren Schiffen durchgesetzt und US-Schiffe zogen sich weitgehend aus dem London-Geschäft zurück. Bekannte britische Klipper waren unter anderem die 1856 in Aberdeen gebaute „Robin Hood“, die in Greenock 1865 vom Stapel gelaufene „Sir Lancelot“ und die 1869 bei London in Kompositbauweise produzierte „Lothair“.

Die prestigeträchtigen und profitablen Tee-Rennen wurden es aber auch nach dem Rückzug der Amerikaner fortgeführt. Der berühmteste dieser Wettbewerbe ist als „The Great Tea Race of 1866“ in die Schifffahrts- und Tee-Geschichte eingegangen. Die fünf britischen Super-Klipper „Ariel“ (1865), „Taeping“ (1863), „Serica“ (1863), „Taitsing“ (1865) und „Fiery Cross“ (1860) lieferten sich ein spannendes Rennen über 14.000 Seemeilen vom chinesischen Hafen Fuzhou (Provinz Fujian) nach London. Nach 99 Tagen dockte „Taeping“ in London ein. 28 Minuten folgte die „Ariel“, der eine Stunde später die „Serica“ folgte. Neben der Ehre zahlte sich der Sieg auch finanziell aus: Jede Tonne „Taeping“-Tee erzielte einen Aufschlag von einem Pfund Sterling und Kapitän Donald MacKinnon strich eine erhebliche Provision ein.

Dampfer und Suez-Kanal beenden die Klipper-Ära

Im November 1869 wurde der Suez-Kanal eröffnet und der Seeweg zwischen Asien und Großbritannien damit entscheidend gekürzt. Die Dampfschiffe waren bis dahin noch keine ernstzunehmende Konkurrenz gewesen. Der Kohleverbrauch der langsameren Dampfer war für die Langstrecke China/Indien-London um die Südspitze Afrikas herum zu teuer gewesen. Das änderte sich mit der Kanaleröffnung. Die Dampfer brauchten jetzt nur noch 60 Tage, um London zu erreichen. Auf der anderen Seite blieb den Klippern die neue Route verwehrt, weil sie den Kanal wegen der ungünstigen Windverhältnisse im Roten Meer nicht anfahren konnten. Im Wettbewerb mit den ständig technisch besser ausgereiften und kostengünstiger werdenden Dampfschiffen segelten die Klipper zunehmend auf verlorenem Posten.

„Cutty Sark“ – Der letzte Teeklipper

1889 schrieb die „Cutty Sark“, ein britischer Klipper, der zeitweilig als der schnellste Teeklipper weltweit galt, noch einmal Segelschiffgeschichte. Die „Cutty Sark“ hatte den Schnelldampfer „Britannia“ auf der Route Sydney-London überholt. Ein letzter Sieg der zur Vergangenheit gewordenen, für den Teetransport gebauten Klipper. Damals war die 1869 gebaute „Cutty Sark“ aber bereits seit mehr als einem Jahrzehnt kein Tea Clipper mehr, sondern brachte australische Wolle nach Europa. Aber auch in diesem Geschäft wurden die Klipper wegen ihrer kostenintensiven Bemannung bald unrentabel. Mit Sicherheit wäre die „Cutty Sark“ wie alle der anderen eleganten Tee-Segler untergegangen oder auf einer Abwrackwerft geendet. 1922 wurde das schon sehr heruntergekommene Schiff, das mittlerweile unter portugiesischer Flagge als „Maria di Amparo“ Trampfahrten machen musste, von einem englischen Kapitän, der in seiner Jugend als Schiffsjunge auf der „Cutty Sark“ gefahren war, gekauft und überholt. Als letzter Klipper seiner Art kann die sich seit 1951 im Besitz einer Stiftung befindende „Cutty Sark“ heute in ihrem Ur-Zustand am Themse-Kai im Londoner Stadtteil Greenwich bewundert werden.

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