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Der Chai Tee

Chai Tee ist ein aromatisches und würziges Getränk mit einer fesselnden Geschichte, das seinen Ursprung in den traditionellen Teezeremonien Südasiens hat. Mit einer einzigartigen Mischung aus schwarzen Teeblättern, Gewürzen und Milch erfreut sich Chai Tee weltweit großer Beliebtheit und verkörpert die kulturelle Vielfalt und reiche Geschmackserfahrung dieser einzigartigen Teekreation.

Chai Tee

Chai Tee ©iStockphoto/VadimZakirov

Mit Yoga, der aus Indien stammenden Bewegungslehre und Lebensphilosophie, die seit einiger Zeit in Europa immer populärer wird, kam auch der indische Tee in die westliche Welt. In den letzten Jahren hat sich der sogenannte „Chai Latte“, auch als Yogi-Tee bekannt, zu einem absoluten Trendgetränk entwickelt, das in vielen Cafés und Bars angeboten wird. Es ist vielerorts beliebt, da es eine anregende und wärmende Wirkung besitzt und durch seinen cremigen und süßen Geschmack begeistert. Chai Latte ist in der letzten Zeit für Teetrinker etwa zu dem avanciert, was Latte macchiato für Kaffeeliebhaber bedeutet. Der echte indische Chai unterscheidet sich von den Getränken, die hierzulande als Chai Latte angeboten werden, jedoch nicht nur in der Zubereitung, sondern auch in der Auswahl der Gewürze, die ihn so besonders machen.

Dass Chai zum beliebtesten Nationalgetränk der Inder wurde, ist letztendlich dem steigenden Teekonsum in Europa und den USA und vor allem den britischen Kolonialherren zu verdanken, die, um von der Teeproduktion in China loszukommen, in Indien Plantagen im großen Stil anlegten und Tee herstellten. Bis auch die Inder die Lust am Tee als Genussmittel entdeckten, galt der Aufguss der Teebaumblätter in Indien viele Jahrtausende lang als reine Medizin.

Masala chai – In Indien wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde Masala chai, was auf Deutsch „Gewürz-Tee“ bedeutet, in Indien zunehmend beliebter, bis sich das Getränk soweit durchsetzte, dass es heute an jeder Straßenecke erworben und getrunken werden kann. Die Teeverkäufer, die sogenannten „Chaiwalas“ kochen Masala chai in riesigen Kanistern auf offener Straße und an öffentlichen Plätzen und schenken diesen immer frisch zubereitet aus. Da Indien keine Kultur des Kaffeetrinkens kennt, ist auch in jedem Haus das Kochen von Tee ein fester Bestandteil des täglichen Familienlebens. Von Region zu Region und Familie zu Familie unterscheiden sich die Rezepturen für die Chai-Mischungen stark und sind letztendlich vom persönlichen Geschmack sowie den klimatischen Bedingungen der einzelnen Gebiete abhängig. Während vielerorts starker Assam oder anderer Schwarztee, manchmal auch grüner Gunpowder mit einer wärmenden Gewürzmischung gekocht wird, bevorzugen die Menschen im Westen Indiens ihren Tee mit kühlenden Pfefferminzblättern aromatisiert. In Kaschmir verfeinert man grünen Tee auch gerne mit Mandeln und Safran. In Indien kennt man kein „richtig“ oder „falsch“ in der Zubereitung des Lieblingsgetränks. Gemeinsam haben hingegen alle Chai-Rezepturen in Indien, dass sie im vollen Einklang mit den körperlichen Bedürfnissen zusammengestellt werden.

Der Ursprung in der ayurvedischen Medizin

Die über dreitausend Jahre alte ganzheitliche Heillehre der indischen Kultur zielt darauf ab, eine innere Balance von Körper und Geist durch äußerliche Behandlungen, Meditation und die richtige Ernährungsweise herzustellen. Jedem Gewürz wird in der Ayurveda-Medizin eine ganz bestimmte Eigenschaft zugewiesen. Verschiedene Heilpflanzen werden daher auf sorgfältige Weise für Gewürzmischungen ausgewählt. Auch dem Masala chai liegt eine ausgewogene Kombination aus verschiedenen Gewürzen zugrunde, die das Teegetränk nicht nur zu einem hocharomatischen Genuss machen, sondern auch eine Vielzahl an positiven Wirkungen auf den Körper entfalten. Laut der traditionellen Medizin soll Masala chai die Lebensenergie entfalten und das Verdauungsfeuer „Agni“ entfachen.

Die Tasse Chai – eine kleine tägliche Wellness-Kur

Die Kombination des Tees mit den Gewürzen, die für die Zubereitung des klassischen Masala chai verwendet werden, machen das aromatische Getränk zu einer wahren Gesundheits-Wunderwaffe. Die Grundmischung für Chai Tee besteht aus Kardamom, Nelken, Anis, Pfeffer und Zimt. Als eines der wichtigsten Gewürze der Ayurveda-Lehre enthalten Kardamom-Kapseln, auch „Paradieskörner“ genannt, eine Vielzahl an gesundheitsfördernden ätherischen Ölen, die nicht nur auf das Wohlbefinden des Körpers positive Auswirkungen haben, sondern auch die Psyche stärken. Inhaltsstoffe wie Kampfer, Eucalyptol, Borneol und Terpinine entlasten den Magen-Darm-Trakt, bekämpfen Blähungen und Verdauungsprobleme und wirken beruhigend und lindernd bei Magenbeschwerden und –schmerzen. Sie reinigen Niere und Blase und können dadurch Infektionen der Harnwege wirksam vorbeugen. Kardamom wirkt nicht nur krampflösend, appetitregulierend und stark entgiftend, sondern bindet auch überschüssige Magensäure, hilft bei Infektanfälligkeit und hilft dem Organismus dabei, überschüssiges Koffein anzubauen. Deshalb kann Masala chai mit Kardamom auch ohne Bedenken mehrmals am Tag getrunken werden. Durch den gleichzeitigen Einfluss des Kardamoms wirkt das Koffein im Chai Tee nur leicht belebend, regt aber nicht unnötig auf.

Das ebenfalls zur Grundmischung gehörende Anisgewürz hilft bei schlechter Verdauung, wirkt krampflösend und tonisierend und wird erfolgreich gegen Schlaflosigkeit eingesetzt. Fenchelkörner sind verdauungsfördernd und helfen bei Völlegefühl und Appetitlosigkeit. Ingwer, ebenfalls beliebte Zutat von Chai Tee wirkt wärmend und stärkt die Immunabwehr des Körpers. Wer in der kalten Jahreszeit täglich aufgebrühten Ingwer im Chai Tee trinkt, ist deutlich seltener von Erkältungen, Grippe und anderen Infektionen betroffen, was auf die stark antibakterielle und antivirale Wirkung der Knolle zurückzuführen ist. Ingwer steigert zudem die Vitalität, senkt nachweislich den Cholesterinspiegel und wirkt blutreinigend.

Auch Nelken werden Chai-Mischungen wegen ihrer desinfizierenden Eigenschaften gerne zugefügt. Sie wirken zudem schmerzstillend und gehören zu den effektivsten bekannten Antioxidantien, die freie Radikale unschädlich machen und deshalb vor vorzeitigen Alterserscheinungen und Krankheiten schützen können. Auch der für viele Erkrankungen verantwortliche Candida-Pilz wird durch den regelmäßigen Konsum des ätherischen Nelkenöls wirksam bekämpft. Zimt sorgt nicht nur für die süßlich-warme Note des Chai, sondern regelt die Insulinproduktion und senkt dadurch den Blutzuckerspiegel. Er wirkt antibakteriell, tonisierend und entgiftend. Seine antidepressiven Eigenschaften entfaltet Zimt vor allem im Winter, wenn Kälte und Lichtmangel zu seelischen Verstimmungen führen. Schwarze Pfefferkörner wärmen ebenfalls und kurbeln die Fettverbrennung an. Sie vertreiben düstere Stimmung, wirken aphrodisierend und werden erfolgreich in der Behandlung von Erkältungen, Fieber und Bronchitis eingesetzt. Oft wird der Gewürzmischung auch eine Prise Muskatnuss zugesetzt, die ebenfalls für ihre äußerst positiven Effekte auf die Psyche bekannt ist und durch ihre blutverdünnende Wirkung Herz und Gefäße schützt.

Chai Tee zum Heilfasten

Ein gesunder, funktionierender Magen-Darm-Trakt ist Grundvoraussetzung für einen effizienten Stoffwechsel. Chai Tee entlastet den Darm, regt die Verdauung an und schafft somit die idealen Voraussetzungen für eine funktionierende Fettverbrennung. Die cremig-sahnige Konsistenz und die orientalische Süße des Getränks machen es überdies zu einem wertvollen Ersatz für Süßigkeiten. Ein Glas Chai Tee stoppt Heißhunger aus Süßes und reinigt durch die darin enthaltenen Bitterstoffe und ätherischen Öle gleichzeitig den Darm. Chai Tee wirkt stark entgiftend, entsäuernd und entschlackend, was nicht nur der Gesundheit und Figur, sondern auch der Haut zugute kommt. In Indien stellt Chai Tee daher das bevorzugte Getränk während des ayurvedischen Heilfastens dar.

Zubereitung des traditionellen Chai Tees

Die mittlerweile auch in jedem gut sortierten Supermarkt erhältlichen Chai-Teebeutel und Instant-Produkte sind zwar eine geschmacklich interessante Alternative zu herkömmlichen Fertig-Teemischungen, kommen aber weder an die Wirkung noch die gesundheitlichen Vorzüge der traditionell zubereiteten Rezepturen heran. Viele internationale Kaffeehaus-Ketten haben Chai Latte heute im Sortiment. Dabei handelt es sich jedoch meistens um Schwarztee minderer Qualität, der mit aromatisiertem Sirup und viel Zucker hergestellt wird. Die gesundheitsfördernden Eigenschaften in solchen Produkten sind so gut wie nicht vorhanden. Es lohnt sich daher, Chai Tee zuhause selbst herzustellen, um in den vollen Genuss der Vorzüge des Getränks zu kommen.

Die benötigten Gewürze können auf jedem orientalischen Markt, manche auch im Supermarkt erworben werden. Hochqualitativer und aromatischer Schwarz- oder Grüntee wie etwa ein kräftiger Assam oder Gunpowder wird in speziellen Teegeschäften in loser Form angeboten. Die Auswahl ist riesig und macht die Suche nach dem individuellen Lieblingstee zu einem Erlebnis. Damit die Gewürze ihre optimale Wirkung entfalten können, sollten sie vor der Zubereitung des Getränks im Mörser zerstoßen werden, um die darin enthaltenen ätherischen Öle freizusetzen. Anschließend werden die zerkleinerten Gewürze in Wasser mit Milch sowie Zucker oder Honig aufgekocht und köcheln etwa ein bis zwei Minuten, bevor die Teeblätter hinzugefügt werden. Anschließend sollte die Mischung etwa zehn Minuten ziehen, um ihren Geschmack voll entfalten zu können. In dieser Zeit wird der Tee mehrmals mit der Kelle abgeschöpft und wieder in den Topf geleert. Diese Prozedur verleiht Chai Tee seine angenehm cremige Konsistenz, die tatsächlich einem Latte macchiato ähnlich ist. Um die Gewürzmischung zu finden, die genau dem individuellen Geschmack entspricht, ist eventuell eine Phase des Variierens der Rezeptur notwendig.

Je länger Schwarztee zieht, desto weniger Koffein kann der Körper aufnehmen. Da Chai Tee etwa zehn Minuten im Topf verbleibt, bevor er getrunken wird, liegt die Koffeinbelastung des Körpers praktisch bei Null. Zusammen mit dem Kardamom, das den Körper bei der Entgiftung von Koffein unterstützt, kann Chai Tee deshalb getrost immer dann getrunken werden, wenn der Hunger auf Süßes sich meldet. Wie bei jedem Lebensmittel gilt jedoch auch bei Chai Tee: je mehr Zucker zugesetzt wird, desto ungesünder wird das Getränk. Gerade Menschen, die auf die Figur achten wollen, sollten daher lieber zu Honig greifen, um den Tee zu süßen, denn er ist vitaminreich und enthält keine leeren Kalorien. Für extra Süße kann der Schwarz- oder Grüntee auch durch Rotbusch-Tee ersetzt werden. Er schmeckt leicht nach Lakritze und enthält zudem kein Koffein.

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