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Teehäuser in Deutschland

Teehäuser kamen im barocken Europa des 18. Jahrhunderts in Mode. Die meisten Teehäuser sind in Form eines Pavillons erbaut und mit detailreichen Außenfassaden versehen. Einige der historischen Teepavillons enthalten fernöstliche Elemente wie beispielsweise typisch chinesische Dachkuppeln oder farbenprächtige Malereien.

Teehäuser

Teehäuser ©iStockphoto/Jiyi

Das Interesse an Tee und Teekultur erwachte in den europäischen Metropolen im Zuge einer regelrechten China-Euphorie, die zwischen 1720 und 1800 besonders stark ausgeprägt war. Die japanische und die chinesische Teekultur haben noch eine viel längere Tradition. Da sich deutsche Teehäuser an denen der japanischen und chinesischen Kultur orientieren, muss zunächst deutlich werden, welche Bedeutung Teehäuser und Teezeremonien in diesen Ländern haben.

Die Teezeremonie in Japan – ein spirituelles Ritual

Japanische Teehäuser waren meist aus Bambus und Holz errichtet und in einen kleinen, sehr gepflegten Garten integriert. Der Eingang war so niedrig, dass das Teehaus nur auf Knien betreten werden konnte. So demonstrierten die Eintretenden Bescheidenheit. Insgesamt befanden sich nur zwei Räume im Teehaus – einer für die Teezeremonie selbst und ein Raum für die Vorbereitung. In japanischen Teehäusern gab es keine Dekoration. Sie waren nur mit dem Nötigsten eingerichtet. Auch Stühle oder Tische gab es nicht, die Teezeremonie wurde auf dem Boden abgehalten.

In der Mitte des Hauptraumes befand sich eine Feuerstelle zum Kochen des Tees und der Boden war nur mit schlichten Matten ausgelegt. Es gab keine Bilder, einzig ein schlichter Blumenstrauß oder eine Schriftrolle waren manchmal in einer kleinen Nische des Raumes untergebracht. Die Fenster und Türen waren mit Zedernholz ausgestattet und mit transparentem Japanpapier aufwendig beklebt. Dadurch wurde der Raum spartanisch erleuchtet, ein Blick nach draußen war jedoch nicht möglich. Die Räume waren also ganz bewusst spartanisch gehalten.

In Japan war das Ritual des Teetrinkens ein wichtiger Bestandteil der Bewirtung von geschätzten Gästen und hatte einen meditativen Charakter. Um Ruhe und Entspannung zu finden, indem Körper und Seele in Harmonie gebracht wurden, fanden Teezeremonien in speziellen Teehäusern statt. Jede dieser Zeremonien folgte einem festgelegten Ritual, zu dem auch die Vor- und Nachbereitung gehörte. Alleine der Gang zum Teehaus durch die meist kunstvoll angelegten Gärten war ein wichtiger Part in der Teezeremonie, weil er den Weg zur Erleuchtung symbolisierte. Am Pavillon angekommen, traten Gastgeber und Gäste nicht etwa gemeinsam in das Teehaus ein. Die Gäste warteten in einem kleinen Vorraum des Hauses, während der Gastgeber frisches Wasser bereit stellte. Damit reinigte man sich Hände und Mund. Alles Schlechte wurde so symbolisch aus den armenischen herausgespült. Anschließend wurden im Teehaus leicht verdauliche Speisen wie Suppen oder Gemüse gereicht. Erst dann begann die eigentliche Teezeremonie, zu der bestimmte Gegenstände gehören. Jedes Teegefäß hatte einen bestimmten Namen, wobei man zwischen leichten und starken Teesorten unterschied. Es folgte die Zubereitung unterschiedliche Tees durch den Gastgeber, der dabei eine bestimmte Haltung annehmen und nach einem vorgeschrieben Handlungsschema vorgehen musste.

Teehäuser und Teezeremonie in China

Die japanische Teezeremonie hat sich aus der chinesischen entwickelt. Allerdings handelte es sich bei der chinesischen Teezeremonie mehr um ein Ritual, welches auch in der einfachen Bevölkerung verwurzelt war. Die Japaner verwandelten das Zeremoniell in eine eher elitäre Veranstaltung, bei der es auch um Prestige ging. Während der Kulturrevolution zwischen 1966 und 1976 mussten viele Teehäuser schließen, was die chinesische Teekultur massiv beeinträchtigte. Innerhalb der Familien hat der Teegenuss jedoch seinen wichtigen Stellenwert behalten und im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs erlebt die Teekultur eine Renaissance.
Tee wird in China wahrscheinlich bereits seit 2000 Jahren angebaut und genossen. Später wurde der Tee zu einem wichtigen Exportprodukt. Zunächst tranken Mönche in den Klöstern den Tee ausschließlich deshalb um während der stundenlangen Meditationen nicht einzuschlafen.

Zwischen dem 10. und dem 13. Jahrhundert begann die chinesische Oberschicht, vermehrt Tee zu trinken. Es wurden neue Teesorten gezüchtet und Wettbewerbe um die beste Teesorte ausgetragen. Doch auch der Rest der Bevölkerung lernte den Genuss des Tees mehr und mehr zu schätzen. Es entstanden zahlreiche neue Teehäuser, wobei jede soziale Gruppe eigene Teepavillions unterhielt. Zudem entwickelten sich die Häuser je nach Region ganz unterschiedlich weiter. Trotzdem wurden die Teehäuser ganz anders als in Japan immer mehr zu einem Treffpunkt für Familien und Freunde. Einige Experten glauben, dass in den Teehäusern auch Recht gesprochen wurde. Geschulte Mediatoren übernahmen die Rolle des Vermittlers. Je wohlhabender die jeweilige Schicht war, desto kostbarer und detaillverliebter stattete sie die Teehäuser aus. Häufig fanden dort Theatervorführungen oder Konzerte statt.

Einige Teehäuser glichen eher Restaurants, in denen zum Frühstück der sogenannte „Morgentee“ gereicht wurde. Dort reichte man entweder hauseigene Speisen oder verarbeitete mitgebrachte Zutaten zu Mahlzeiten. In Peking wurden Teehäuser sehr multifunktional genutzt. Einige waren mehr Theater als Teestube, andere wurden genutzt, um Geschichten zu erzählen oder Neuigkeiten auszutauschen. Als Erfrischung wurde grüner oder weißer Tee serviert. Auch heute sind Teehäuser in China noch sehr beliebt. Den Tee dort einzunehmen ist allerdings sehr viel teuer als früher, denn die Teehäuser sind im Hinblick auf die angebotenen Produkte viel exklusiver geworden. Einige interessante historische Teehäuser können im „National Tea Museum“ in Hangzhou besichtigt werden.

Die interessantesten Teehäuser in Deutschland

Die erste Periode, in der die fernöstliche Teekultur in Deutschland eine große Rolle spielte, war die Zeit des Spätbarock und des Rokoko. Der Adel richtete für seine Familie kostbar ausgestattete Teezimmer ein und stellte sich kostbares chinesisches Teegeschirr in die Vitrinen. Die Wände zierten kostbare, mit Blattgold veredelte Tapeten mit chinesischen oder japanischen Motiven. Auch erste Teehäuser entstanden in dieser Zeit in Deutschland, wobei sicherlich die wenigsten der adeligen Herrschaften sich ernsthaft mit den Ritualen der chinesischen oder japanischen Teezeremonien auseinandergesetzt haben. Fernöstliche Kunst und Kultur lag einfach im Trend und entsprachen dem Zeitgeist.

Heute gibt es einige Teehäuser in Deutschland. Eines der bekanntesten ist das „Drachenhaus“ im Schlosspark Sanssouci in Potsdam. Den reich verzierten Gartenpavillion ließ Friedrich der Große zwischen 1755 bis 1764 errichten. Die Baupläne hatte er selbst entworfen. Das Teehaus enthält fernöstliche Stilelemente genauso wie solche des Rokoko wie beispielsweise typische Muscheldesigns. Die vorherrschenden Farben sind gold und weiß. Der Grundriss des Teehauses ist in Form eines Kleeblattes angelegt.
Heute ist das Teehaus ein Café mit schöner Außengastronomie. Der Pavillon strahlt ein ganz besonderes Flair aus. Besucher des Schlosses Sanssouci und des Parks sollten daher die Gelegenheit nutzen und im Drachenhaus eine Pause einplanen.

Ein modernes Teehaus befindet sich mit im Englischen Garten in München. Das japanische Teehaus „KanShoAn“ steht auf einer kleinen, künstlich angelegten Insel und ist ein Geschenk von Münchens japanischer Partnerstadt Sapporo. Anlass des Baus waren zudem die Olympischen Spiele, die 1972 in München ausgetragen wurden. Das Teehaus ist auch von einem kleinen japanischen Zen-Garten umgeben. Besucher können an jedem zweiten und vierten Wochenende im Monat an einer original japanischen Teezeremonie teilnehmen. Zudem findet jedes Jahr am dritten Sonntag im Juli dort das „Japanfest“ statt. Diese Veranstaltung lockt jährlich zahlreiche Interessierte in den Englischen Garten.

Ein weiteres Teehaus steht in Berlin, im größten Chinagarten in Europa. Der Garten wurde anlässlich der Städtepartnerschaft zwischen Berlin und Peking neu angelegt und heißt „Garten des wieder gewonnenen Mondes“. Der Name soll an die Wiedervereinigung in Deutschland erinnern. Im Teehaus können Besucher original chinesische Tees kosten und dazu chinesisches Gebäck probieren. Regelmäßig werden im Teehaus zudem gut besuchte chinesische Kulturabende veranstaltet.

Auch Mannheim ist Heimatstadt für ein asiatisches Teehaus geworden. Dieses wurde in China vorgefertigt und dann nach Deutschland gebracht. Das Teehaus ist mit einer Schauspielbühne ausgestattet und eine der bedeutendsten Besuchermagneten im Mannheimer Stadtpark. Rund um das Teehaus wurde auf 5000 Quadratmetern ein chinesischer Garten angelegt.

Die Teekultur aus Fernost inspiriert die Deutschen

Es gab also zwei Phasen in der Geschichte Deutschlands, in denen von der Teekultur aus China und Japan eine besondere Faszination ausging. Die erste Phase war die des Spätbarocks. Adelige ließen ihre Schlösser und Landsitze mit asiatischen Elementen ausstatten und auch die ersten Teehäuser wurden errichtet. Im 20. Jahrhundert entstanden viele moderne Teehäuser aufgrund von deutsch-chinesischen oder deutsch-japanischen Städtepartnerschaften. So kamen die Deutschen erstmals in Kontakt mit der gleichermaßen komplexen wie faszinierenden Teekultur und ihrer langen Tradition. Viele wurden dazu inspiriert, sich auch zu Hause mit der Kunst des Teezubereitens auseinanderzusetzen und neue Teesorten wie Grüner oder Weißer Tee wurden immer beliebter.

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